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micelab:bodensee – Veranstaltungen die berühren, sind auch lebendig

Eros und Resonanz als Forschungsfelder beim micelab:explorer II

Mitte Oktober fand auf Schloss Marbach am Bodensee das zweite Forschungsmodul der Weiterbildungsplattform micelab:bodensee statt. Thema des micelab:explorer II: „Eros und Resonanz – Was Verbundenheit ermöglicht“. Die 13 Laboranten waren Branchenvertreter und drei Impulsgeber aus den Disziplinen Musikvermittlung, Wildnispädagogik und Resonanzforschung. Die Erkenntnisse fließen in die kommenden Lernmodule sowie in das zweite micelab:extract ein, das für Sommer 2018 geplant ist.

  • micelab:explorer II - Eros und Resonanz © Jaron Gyger // micelab:bodensee
  • micelab:explorer II - Schloss Marbach Gehspräch © Jaron Gyger // micelab:bodensee
  • micelab:explorer II - Naturverbindung
  • micelab:explorer II - Verbundenheit © Jaron Gyger // micelab:bodensee

Im ersten Labor – dem micelab:explorer I im Jahr 2016 – widmeten sich die Forscher dem Themenfeld „Angst und Vertrauen“. Kürzlich ist dazu das erste micelab:extract erschienen. Im diesjährigen micelab:explorer II, das von 17. bis 20. Oktober auf Schloss Marbach am Bodensee (D) stattfand, spürten 13 Laboranten „Eros und Resonanz – was Verbundenheit ermöglicht“ nach.

Gerhard Stübe, Geschäftsführer Kongresskultur Bregenz und Leadpartner der Weiterbildungsplattform für Veranstalter micelab:bodensee: „In den Forschungsmodulen gehen wir jeweils interdisziplinär der Frage nach, wie wir Veranstaltungen lebendig gestalten können. Unsere These lautet: Jede Veranstaltung ist ein gesellschaftlicher Mikrokosmos und spiegelt wider, wie Menschen leben, lernen, kommunizieren und einander begegnen.“

Um sich dem Forschungsfeld aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu nähern, luden die Macher des micelab:bodensee drei Impulsgeber ins diesjährige Labor ein: den Resonanzpädagogen und Motivationsforscher Wolfgang Endres, den Musikvermittler und freischaffenden Künstler Johannes Voit sowie den Wildnispädagogen und Personal Trainer Chris Schorpp.

Resonanzverstärker versus Resonanzkiller

Die externen Fachleute leiteten die Forscher durch Input und zahlreiche interaktive Übungen an, Resonanzen wahrzunehmen. Dabei spürten diese „Resonanzförderer“ und „Resonanzkiller“ auf: Die innere Einstellung, die Haltung in einem Gespräch, Lernsituationen, räumliche Settings, Abläufe usw. können Resonanzen ermöglichen und verstärken (Eros), aber auch unterbinden.

„Resonanz ist kein esoterischer Vorgang, sondern Ausdruck für lebendige Beziehungen“, betont Tina Gadow, Veranstaltungs­dramaturgin und Kuratorin des micelab:bodensee. „Wenn der Funke überspringt, uns etwas berührt, sind wir in Resonanz und es kann Neues entstehen. Besteht ein Verlangen danach, dran zu bleiben, ist auch Eros im Spiel.“

Resonanz nährt Lebendigkeit

Wie wichtig archaische Rhythmen sind, zeigte Wildnispädagoge Chris Schorpp: „Als Teil der Natur ist der Mensch vom natürlichen Tagesablauf abhängig – auch seine Lernprozesse.“ Die natürliche Abfolge von Inspirations-, Aktivitäts-, Entspannungs-, Reflexionsphasen usw. sorgt für Resonanz und Verankerung von Erfahrungen. Meist finden sich nur drei der acht, der Natur nachempfundenen Lernphasen in Veranstaltungen wider, was Resonanz erlahmen lässt.

Schorpp leitete die Forscher in Übungen in der Natur an, die eigenen Sinne zu schärfen und auf sie zu vertrauen. So können wir in Resonanz treten, auch – übertragen auf die MICE-Branche – die Sinne anderer berühren und Gelerntes vertiefen.

Wie Resonanz verstärkt werden kann, zeigte Resonanzpädagoge Wolfgang Endres an einem Beispiel: Ein Rätselbild blendete er kurz ein und blieb die Antwort zunächst schuldig. „Die Motivation wächst, wenn ein Bedürfnis verstärkt wird.“ Die Zuhörer schenken dem Redner volle Aufmerksamkeit – sie sind in Resonanz – bis dieser das Rätsel auflöst. Da Gruppen aus vielen Lerntypen zusammengesetzt sind, sollten Veranstaltungen verschiedene Resonanzkanäle ansprechen, regte Endres zudem an.

Plädoyer für Offenheit

Musikvermittler Johannes Voit machte den Forschern verständlich, wie wichtig eine offene, unvoreingenommene Hörhaltung ist: „Dann ist Resonanz möglich, auch wenn ein Musikstück letztlich nicht gefällt“, so Voit. Fixe Meinungen sind demnach Resonanzkiller, lautete die Erkenntnis. Das gilt auch für Beziehungen zu Kunden und Geschäftspartnern.

Resonanz wird auch unterbunden durch fehlende Zeit und Muße, vorweggenommene Ergebnisse sowie das Denken in Richtig oder Falsch. Wolfgang Endres: „In Resonanzbeziehungen gibt es weder Gewinner noch Verlierer.“ Negative Bewertungen lösen meist Gegenwehr aus und das Gegenüber begibt sich in die innere Emigration.

Informationen unter www.micelab-bodensee.com.

(pzwei)

Zeichnungen: micelab:bodensee/Jaron Gyger

Veranstaltungsdatum
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